t Glück & Lebensfreude Introvertiert: 19 Tipps, die du beherzigen solltest Von Nicole Alps Magst du lieber Snickers oder Milky Way? Stehst du auf Hip-Hop oder Blues oder eine andere Musikrichtung? Wofür interessierst du dich? Wofür überhaupt nicht? Die meisten unserer Interessen, Eigenschaften und Vorlieben sind aufgrund unserer Entwicklung entstanden. Unser Elternhaus, der Freundeskreis, der Beruf, Schicksalsschläge − all das hat Einfluss darauf, wer wir geworden sind und was uns wichtig ist. Introvertiert wegen der Gene Einige Eigenschaften sind aber auch genetisch bedingt. An denen können wir wenig machen. So z. B. welche Haarfarbe du hast. Okay, daran kannst du mit ein bisschen Farbe etwas ändern. Aber du weißt, was ich meine. Auch einige Persönlichkeitseigenschaften sind genetisch bedingt. Zum Beispiel, ob du introvertiert oder extrovertiert bist. Weißt du, in welche Kategorie du gehörst? Vielleicht weißt du gar nicht, wovon ich spreche? Vielleicht hast du von diesem Unterschied aber auch längst gehört und er ist für dich ein ganz alter Hut? Erhoffst du dir hier ein paar wertvolle Tipps? Oder bist du extrovertiert und erhoffst dir, diese merkwürdigen introvertierten Menschen ein bisschen besser zu verstehen? In all diesen Fällen profitierst du von diesem Beitrag. Introvertiert geht auch als Chamäleon Introvertierte Menschen sind die eher ruhigen und stillen Vertreter. Extrovertierte Menschen sind eher laut und redselig. So werden sie jedenfalls häufig von außen wahrgenommen. Wobei wir alle uns auch ein bisschen wie ein Chamäleon verhalten können. Wir sind in der Lage, uns unserer Umwelt anzupassen. Der eine mehr, die andere weniger. Introvertierte Menschen können sich durchaus so verhalten wie extrovertierte. In vielen Situationen kann das sinnvoll sein. Zum Beispiel bei einem Vorstellungsgespräch, auf einer Messe oder wenn es darum geht, neue Menschen kennen zu lernen. Extrovertierte Menschen verhalten sich auch oft so wie introvertierte. Denn auch das kann ja in manchen Situationen sinnvoll sein. Zum Beispiel in der Partnerschaft, in der Einarbeitungsphase an einem neuen Arbeitsplatz oder wenn es darum geht, etwas Kompliziertes neu zu lernen. Deswegen lässt sich von außen bei vielen Menschen gar nicht entscheiden: ist der jetzt introvertiert oder extrovertiert. Introvertiert − extrovertiert? Woher kommt die Energie? o Woher bezieht er seine Kraft? o Wie erholt er sich? Eher introvertierte Menschen tanken auf, wenn sie es ruhig haben und für sich sind. Sie beziehen Kraft daraus, mit sich und ihren Gedanken alleine zu sein. Extrovertierte: Eher extrovertierte Menschen tanken im Kontakt mit anderen Menschen ihre Energiereserven auf. Sie beziehen ihre Kraft aus dem Zusammensein und dem Gespräch mit anderen Menschen. Und dann gibt es noch die Zentros. Zentros sind Menschen, die zwischen extrovertiert und introvertiert ganz gut wechseln können. Die Energie aus dem Zusammensein mit Menschen ziehen, aber auch Zeit und Ruhe für sich alleine brauchen. Von Schwarz − Weiß − Denken zu Graustufen Denn „extrovertiert" und „introvertiert" sind keine starren Kategorien, sondern es gibt eine Spanne, einen fließenden Übergang, ein Spektrum, in dem wir uns befinden. Wenn du genau wissen willst, wie du dich in diesem Spektrum einordnest, findest du es auf der Seite von Sylvia Löhken heraus. Fakt ist: Es gibt introvertierte Menschen und extrovertierte Menschen. Und dieser Unterschied liegt in unserem Gehirn begründet. Denn Introvertierte und Extrovertierte verarbeiten äußere Eindrücke auf unterschiedliche Art und Weise. Deswegen haben Introvertierte andere Bedürfnisse als Extrovertierte. Damit Introvertierte ihre Bedürfnisse auf gute Weise erfüllen können, habe ich hier 19 bewährte und neue Tipps für sie. Wenn du extrovertiert bist, sind diese Tipps für dich trotzdem interessant zu lesen. Denn ganz bestimmt hast du introvertierte Menschen in deinem Umfeld. Und wenn du ein bisschen besser weißt, wie sie ticken, was sie brauchen, tut das eurer Beziehung bestimmt gut. Und wenn du meinst, dass es auch einen Artikel mit Tipps für extrovertierte Menschen geben sollte, dann schreib mir eine Mail. Wenn du introvertiert bist, kann der ein oder andere Tipp für dich einen echten Unterschied machen. Schau, was für dich passt und dich anspricht. Und probier einfach mal das ein oder andere aus. Dabei kann es sein, dass du, je nachdem, wo du dich im Spektrum „introvertiert" einordnest, vielleicht denkst: Das geht für mich gar nicht. Oder eben auch: Das ist ein super Tipp. So habe ich das noch gar nicht gesehen. Und natürlich spielen auch immer noch andere Eigenschaften hinein, wenn es darum geht, was für uns passt und was eben nicht. Deswegen: Prüfe alles und das Gute behalte ;-) Tipp 1: Energietankstellen kennen und nutzen Nutze deine Energietankstellen. Wenn du introvertiert bist, weißt du, dass du, um aufzutanken, Zeit und Ruhe für dich alleine brauchst. Wie das genau aussieht, kannst nur du entscheiden. o Wo fühlst du dich mit dir selbst am wohlsten? o Wo kannst du auftanken und dich regenerieren? Das können ganz unterschiedliche Orte sein. Und wenn du als Introvertierter denkst: Dazu muss ich ja ganz alleine zu Hause sitzen. Dann kann das stimmen. Aber für dich vielleicht auch falsch sein. Denn womöglich fühlst du dich in einem Cafe mit einer angenehmen Geräuschkulisse um dich herum viel wohler. Vielleicht ist es aber auch ein Waldspaziergang, eine lange Autobahnfahrt oder eine Weile in der öffentlichen Bibliothek, die dir gut tut. => Finde heraus, wo du Energie tanken kannst, und sorge dafür, dass du dich immer wieder an deiner Energietankstelle aufhalten kannst. Tipp 2: Quellen für deine Energie kennen und nutzen Was tust du, wenn du Energie tanken willst? Auch das kann wieder sehr unterschiedlich sein. Der eine macht Yoga, die andere liest ein Buch, der Nächste hört Musik und eine andere tut rein gar nichts, außer Löcher in die Luft zu starren. Und vielleicht noch nicht mal das, weil die Augen geschlossen sind . o Wobei kannst du auftanken? o Was tut dir gut, gibt dir Kraft? => Finde heraus, wie du Energie tanken kannst, und sorge dafür, dass du genau das auch immer wieder in deinen Alltag einbaust. Oft lässt sich deine Energiequelle mit deiner Energietankstelle verbinden, z. B. indem du ein Buch im Cafe liest. Tipp 3: Für kurze Rückzugsmomente sorgen, wenn das Bedürfnis da ist Oft sind wir eingebunden und können aus unserem Alltag nicht so einfach raus. Aber für viele von uns gibt es immer mal die Möglichkeit, einen kleinen Rückzugsmoment einzubauen. Ein kurzer Gang um den Block. Eine Kaffeepause. Ein paar Momente Musik hören und Augen schließen. Das Wichtigste dabei ist, dass wir selbst wahrnehmen, wann wir uns für einen Moment zurückziehen sollten. Und diese kleinen Rückzugsmomente helfen oft schon ganz viel, Energien wiederaufzutanken. Und zwar bevor die Reserve völlig aufgebraucht ist. => Lerne, immer besser wahrzunehmen, wann du dich für ein Weilchen zurückziehen solltest. Und tu das dann auch (wenn es irgendwie geht). Tipp 4: Plane für dich Ruhephasen solltest du einplanen. Vor allem dann, wenn du weißt: Da kommt jetzt was Anstrengendes auf mich zu. Bei vielen Introvertierten sind das Meetings, Partys, Empfänge, Seminare, Kongresse, Familienfeiern. Zumeist Situationen, bei denen viele Menschen zusammenkommen. Wenn viel geredet wird. Vor allem auch Small Talk. Sorge vor solchen Situationen ganz bewusst dafür, dass du deine Energiereserven möglichst voll aufgetankt hast. Ziehe dich vor einem Meeting eine Weile zurück. Plane vor einer Familienfeier einen ruhigen Abend nur für dich alleine ein. Starte nach einem Wochenendseminar mit einem Tag Urlaub in die neue Woche. => Sorge gut für dich und plane deine Energietankstellen und Energiequellen fest ein. Tipp 5: Erlaube dir, dich mal zu überfordern Manchmal scheint es wie verhext. Da jagt ein Termin den nächsten. Eine volle Arbeitswoche, gefolgt von einem Wochenendseminar. Und Sonntagnachmittag dann noch Tante Emmis 80. Geburtstag. Natürlich kannst du den Geburtstag vielleicht absagen. Aber vielleicht ist es ja auch toll, Cousins und Cousinen mal wieder zu sehen. Du entscheidest. Und du kannst dich auch ganz bewusst dazu entschließen: „Okay, das zieh ich durch, auch wenn ich da meine letzten Energiereserven mobilisieren muss." Denn ganz oft lohnt es sich, mal über seine Grenzen zu gehen. => Trau dir zu, auch mal über deine Grenzen zu gehen. Und sorge dafür, dass du danach schnellstmöglich auftankst. Tipp 6: Trage kein Etikett „Ich bin introvertiert" Eine ganze Reihe introvertierter Menschen tragen ihr Introvertiertsein wie eine Fackel vor sich her. Sie heften sich selbst ein gut sichtbares Etikett an: Ich bin introvertiert. Manch ein so Etikettierter geht anderen auf den Geist. Wer bei so ziemlich jeder sich bietenden Gelegenheit sagt „Das ist für mich aber schwierig, weil ich ja introvertiert bin", wirkt auf andere abstoßend. Wenn dir das egal ist, okay, dann kannst du natürlich das Etikett auch benutzen um wirklich nur mit Menschen in Kontakt zu kommen, die dich verstehen. Aber wenn du auch den Kontakt zu anderen Menschen schätzt, überlege dir eine andere Strategie, mit deinen Bedürfissen und Grenzen umzugehen. Dann pack dein Etikett weg. Du brauchst nicht zu betonen, dass du introvertiert bist. Du bist es einfach. Und wer Verständnis dafür hat, dass du Zeit für dich brauchst, der hat es sowieso. Der ist wahrscheinlich generell ein mitfühlender Mensch und hat Verständnis für Menschen mit speziellen Eigenarten, wie z.B. Fußballfans, Trekkies oder Veganer ;-) Und wer kein Verständnis für dich hat, wird auch keines entwickeln, wenn du ihm oder ihr erklärst: „Hör mal, ich bin ja introvertiert." Damit wir uns nicht falsch verstehen. Das bedeutet nicht, dass du niemandem sagen solltest, dass du dich für introvertiert hältst. Du erzählst es vielleicht Menschen, mit denen du auch sonst viel Persönliches besprichst. Aber mit denen sprichst du dann auch über andere Fragen oder persönliche Probleme, die dich beschäftigen. => Entscheide bewusst, wem du wann und wie oft erzählst, dass du introvertiert bist. Vermeide es, mit dem Etikett „Ich bin ja so introvertiert" herumzulaufen. Tipp 7: Schieß dir nicht selbst ins Knie Viele introvertierte Menschen haben leidvolle Jahre hinter sich. Vor allem, wenn sie bislang meistens mit extrovertierten Menschen zusammen waren, die wenig Verständnis für ihr Anderssein hatten. Für introvertierte Kinder ist es extrem schwierig, in einer Familie mit stark extrovertierten Erwachsenen oder Geschwistern groß zu werden. In vielen Fällen wurden sie unter Druck gesetzt, z.B. mit Vorwürfen: „Du gehst auch viel zu wenig unter Leute." Oder ihre Bedürfnisse wurden lächerlich gemacht: „Du immer mit deinem Alleinsein". Als Erwachsene nutzen diese Menschen oft ihre gewonnene Freiheit und ziehen sich stark zurück. Sie genießen es, endlich selbst zu bestimmen, wie und mit wem sie ihre Zeit verbringen. Und das führt manchmal dazu, dass sie sich selbst von Beziehungen und Erfahrungen abschneiden, die für sie sehr schön und erfüllend wären. Für manch einen ist der Rückzug eine reine Gewohnheit. Oder es steckt die Angst dahinter, wieder kleingemacht und unter Druck gesetzt zu werden. Wenn das bei dir der Fall sein sollte, mache es dir bewusst. Vielleicht ist grad der Moment, in dem dir ein Licht aufgeht? Du bist jetzt erwachsen. Du entscheidest, wie du mit abwertenden Äußerungen und Erwartungen umgehst. Und du darfst selbst entscheiden, wie du leben willst und mit wem du viel Kontakt möchtest. Nur entscheide es bewusst und lass dich nicht von alten Ängsten und Erfahrungen lenken. => Hinterfrage dich: Möchte ich wirklich so leben, wie ich es tue? Wünsche ich mir mehr oder weniger Anregungen, Menschen oder Abenteuer in meinem Leben? Welche alten Erfahrungen halten mich womöglich davon ab, das Leben zu führen, das ich mir wünsche? Tipp 8: Sei gesellig, wenn du es magst, aber nach deinen Bedürfnissen Introvertiert zu sein, bedeutet nicht automatisch zurückhaltend zu sein. Viele Introvertierte lieben es, in Kontakt mit anderen Menschen zu stehen. Häufig mögen sie auch das Zusammensein mit Gruppen. Auch Partys und Introvertiertsein widersprechen sich nicht automatisch. Andere sind wiederum am liebsten nur mit einer oder höchstens zwei Menschen zusammen, verabreden sich nur ganz selten mit anderen und haben wenige soziale Kontakte. Wenn du Lust auf Partys hast oder es dir Spaß macht, eine Freundesclique zu haben, dann sorge dafür, dass diese Erfahrungen in deinem Leben genug Raum einnehmen. Achte dabei darauf, dass sie deinen Bedürfnissen entsprechen. => Sorge dafür, dass du eine gute Balance zwischen deinen Bedürfnissen nach Gemeinschaft und Ruhe schaffst. Beobachte dich und frage dich ganz bewusst: Wie viel Party, Gruppenveranstaltungen und Small Talk mag ich? Mit wem fühle ich mich in welcher Konstellation wohl? Wie lange möchte ich mit diesen Menschen zusammen sein? Tipp 9: Klinke dich aus einer Unterhaltung oder einem Meeting aus Auch, wenn viele Introvertierte gerne gesellig sind, so sind ihnen Verabredungen manchmal zu lang, zu laut oder zu turbulent. Auch in Situationen, an denen man gezwungenermaßen teilnimmt, wie Meetings oder Tagungen, fühlen sich Introvertierte meist nach einer Weile nicht mehr wohl. Versuche dir in solchen Situationen Ruhepausen zu verschaffen, ohne die Situation zu verlassen. Häufig gelingt das ganz gut, wenn du dich innerlich aus dem Trubel um dich herum ausklinkst. Setze ein interessiertes Gesicht auf und verschwinde dahinter in deine eigene Gedankenwelt. Denke z. B. an einen Ort, an dem du besonders gut abschalten kannst, wie deinen Lesesessel, einen Strand oder Wald. Versuche so, deine Energie wieder aufzutanken. Meistens merkt kein Mensch, dass du grad eine kleine Ruhepause eingelegt hast. Und falls doch und dich jemand anspricht, kannst du in den allermeisten Fällen ruhig sagen: „Ich war grad in Gedanken". Oder „Ich habe grad über den Punkt xyz nachgedacht". => Achte auch in turbulenten Situationen gut auf dich und nimm dir kleine Auszeiten, indem du dich innerlich ausklinkst. Tipp 10: Mache dir die Vorteile deiner Persönlichkeit bewusst Dass wir Menschen so unterschiedlich sind, ist oftmals nervig und sorgt für Probleme. Aber wären wir es nicht, wäre unser aller Leben 1. sehr langweilig und 2. würden wir für viele Probleme gar keine Lösungen finden. Denn die Unterschiedlichkeit der Menschen ist immer auch für etwas gut. So wie Extrovertierte mitreißend, inspirierend und für viele Teams und Gruppen ein Gewinn sein können, so haben auch die Introvertierten Qualitäten, die eine große Bereicherung in jeder Beziehung, im Team oder in einer Gruppe sein können. Introvertierte durchdringen Zusammenhänge meist gründlicher, sie sind eher darauf bedacht, Dinge abzusichern, sie hören häufig besonders aufmerksam zu, sind gut darin, zu analysieren und zu reflektieren. Und sind eben im Ganzen leiser. Dennoch ist natürlich jeder Introvertierte anders. Es lohnt sich, sich seiner eigenen Stärken bewusst zu werden. Sich zu fragen: In welchen Situationen macht mein Introvertiertsein einen positiven Unterschied? Inwiefern gewinnen meine Freunde und Familie durch meine Art? Was sind meine besonderen Stärken? => Beobachte dich selbst in Gruppensituationen oder wenn du mit anderen zusammen bist. Frage dich: Was würde jetzt fehlen, wenn ich anders wäre? Wenn ich nicht da wäre? Oder wenn ich ein extrovertierter Mensch wäre? Lerne deine Stärken kennen und wisse sie zu schätzen. Tipp 11: Lerne, dass es okay ist, wenn du anders bist als manch anderer Häufig fühlen sich introvertierte Menschen etwas exotisch. Das liegt zum Teil daran, dass extrovertierte Menschen zahlenmäßig einfach häufiger vertreten sind. Aber auch daran, dass man die introvertierten Menschen im Umfeld nicht so leicht wahrnimmt. Eben, weil sie ja leiser sind. Extrovertierte nimmt man ganz automatisch stärker wahr. Exotisch oder anders zu sein ist aber ja nichts Schlechtes. Das Problem mit dem Anderssein ist, dass viele Menschen tief in sich drin, Anderssein und Auffallen mit negativen Assoziationen verbinden. Dazu galt in vielen gesellschaftlichen Bereichen einfach zu lange der Gedanke „Bloß nicht auffallen", besser bekannt unter der Frage: „Was sollen denn die Leute denken?". Und auch, wenn uns das gar nicht bewusst ist, steckt diese Denkart doch oft noch tief in uns drin. Mittlerweile gelten diese Konventionen immer weniger. Und wir dürfen uns erlauben, anders zu sein. Es ist in Ordnung. Du darfst dazu stehen, dass du keine Party-Maus bist. Dass du in der Mittagspause nicht mit den anderen zum Essen gehen willst oder keine Lust auf Small-Talk-Gespräche hast. Und wenn das für dich ein großes Problem ist, du dich vielleicht sogar schämst, weil du ruhiger und ruhebedürftiger bist als andere, dann ist unser Audiotraining Selbstannahme vielleicht etwas für dich. => Mache dir bewusst, dass „Anderssein" nichts Schlechtes ist. Es ist einfach nur anders. Und wenn dir das schwerfällt, dann tu etwas dafür, dass du dich selbst besser annehmen kannst. Tipp 12: Traue anderen zu, dass sie dich aushalten. Steh zu dir selbst. Introvertierte haben oftmals das Gefühl, dass sie nicht verstanden werden. Zum Beispiel, wenn sie eine Einladung zu einer Party ausschlagen, nicht mit auf den Weihnachtsmarkt gehen möchten oder nicht so schnell reagieren, weil sie lieber erst einmal über eine Sache nachdenken möchten, bevor sie sich dazu äußern. Häufig liegt das an schlechten Erfahrungen, die jemand in der Vergangenheit gemacht hat. Dennoch sollte man sich nicht davon abhalten lassen, seinen Mitmenschen immer wieder auch die Chance zu geben, dass sie einen verstehen. Und zwar indem man klar ohne viel Aufhebens zu machen, zu sich selbst steht. Und zwar ohne sich zu rechtfertigen oder sich zu entschuldigen. Und wenn dir dafür der Mut fehlt, ist vielleicht unser Mentaltraining Mut etwas für dich. => Gib anderen die Chance, dich zu akzeptieren, wie du bist. Dazu musst du allerdings sein, wie du bist. Ohne Aufhebens, Entschuldigungen und Tamtam. Tipp 13: Lerne damit fertigzuwerden, wenn andere mit Unverständnis reagieren Viele Introvertierte erleben jedoch immer wieder Unverständnis für ihre Eigenarten. Da kann eine Freundin vielleicht nie begreifen, dass man keine Lust auf Großveranstaltungen hat. Und macht sich über einen lustig, ist enttäuscht oder reagiert verärgert. Oder der Partner fängt immer wieder davon an, dass es doch ganz toll ist, auf einen Betriebsausflug zu fahren, sich mit Menschen zu unterhalten, die man kaum kennt und mit denen in diesem Rahmen auch nur oberflächliche Gespräche möglich sind. Entwickle Strategien, mit diesen Reaktionen umzugehen. Und zwar ohne dich selbst dafür zu verurteilen, dass du bist, wie du bist. Solche Strategien können ganz unterschiedlich aussehen. Überlege dir dazu wie du normalerweise damit umgehst, wenn andere dich kritisieren, sich über dich ärgern oder dich für etwas verurteilen. Ignorierst du das so lange und so gut es geht? Führst du wieder und wieder ein Gespräch und baust darauf, dich dem anderen doch noch verständlich zu machen? Kommt es regelmäßig zum Streit über ein und dasselbe Thema? Schließt du einen Kompromiss? Oder lass dich von unserem Beitrag "Wie man dich endlich ernst nimmt" inspirieren. => Entscheide bewusst, wie du mit Verständnislosigkeit umgehen möchtest. Nutze dazu deine gewohnten und gut funktionierenden Strategien. Tipp 14: Teste deinen Wohlfühlbereich in Bezug auf deine Beziehungen aus Jeder von uns hat bei seinen Beziehungen einen ganz persönlichen Wohlfühlbereich. Er ist immer da, wo wir es bequem haben. Wo uns nichts unterfordert, aber auch nichts richtig fordert. Viele introvertierte Menschen haben Schwierigkeiten damit, ihren Wohlfühlbereich zu kennen. Manch einer unterfordert sich. Sucht stärker die Ruhe, als er sie bräuchte und eigentlich auch möchte. Andere wieder überfordern sich. Sei es, weil das Umfeld es von ihnen erwartet oder weil sie von sich selbst zu viel Aktivität und Geselligkeit erwarten. Deinen Wohlfühlbereich findest du am besten heraus, indem du experimentierst. Das machst du indem du etwas anders machst als bisher. Zum Beispiel kannst du die Häufigkeit oder Dauer deiner Verabredungen variieren. Wenn du jemand bist, der dazu neigt, über seine Grenzen zu gehen, probiere aus, wie es ist, wenn du deine Kontakte herunterschraubst. Also dich statt dreimal die Woche/im Monat nur einmal in der Woche/im Monat verabredest. Oder Verabredungen nach zwei Stunden zu beenden, wenn sie normalerweise vier oder fünf Stunden dauern. Wichtig bei einem solchen Experiment ist, dass du sehr bewusst wahrnimmst, was du tust (z.B. dich häufiger oder weniger zu verabreden) und wie sich das anfühlt. Wie geht es dir dabei? Fühlst du dich gestresster? Erschöpfter? Oder ist es womöglich sehr angenehm, deine Freunde häufiger zu sehen? => Finde deine ganz persönliche Balance zwischen dem Zuviel und Zuwenig an Verabredungen heraus und optimiere deine sozialen Kontakte. Sodass du genau die Beziehungen hast, die du dir wünschst. Tipp 15: Versuche dich selbst nochmal neu kennen zu lernen Introvertierte, die sich schon lange mit ihrer Persönlichkeit auseinandersetzen, kennen sich meist recht gut. Sie wissen: Was brauche ich? Welche Kontakte tun mir in welcher Intensität gut? Wie schaffe ich es, auch mal über meine Grenzen zu gehen, weil es mir einfach wichtig ist, das Klassentreffen zu besuchen, einen Kongress mitzumachen oder auf die Familienfeier zu gehen? Was brauche ich, um meine Energie aufzuladen? Wie lange hält meine Energie unter welchen Bedingungen an? Je besser man sich kennt, desto leichter fällt es, gute Entscheidungen für sich selbst zu treffen. Sodass man möglichst immer ausreichend Energie hat, um das tun zu können, was einem wichtig ist. Und zwar ohne sich zu über− oder unterfordern. Oftmals hat man aber auch ein bestimmtes Bild von sich selbst im Kopf. Vielleicht hast du vor Jahren festgestellt, dass es dir guttut, in deiner Freizeit viel alleine zu sein. Und du hast dein Privatleben so eingerichtet. Damit fühlst du dich schon lange wohl. Prima. Manchmal verändert man sich aber auch. Zum Beispiel die Lebensumstände: Ein Jobwechsel auf einen Arbeitsplatz in einem ruhigen Büro kann dazu führen, dass man sich in seiner Freizeit verstärkt nach Kontakt sehnt. Das aber vielleicht erst einmal gar nicht wahrnimmt. Erst nach einem Junggesellenabschied stellt man vielleicht fest: Das war richtig klasse. Ich hab viel mehr Lust auf Menschen als früher. Es lohnt sich, hellhörig zu sein und immer wieder auch bewusst in sich hineinzuhorchen: Worauf hätte ich vielleicht doch mal Lust? Was könnte mein Leben bereichern? Was könnte ich mal ausprobieren? Wenn du nicht weißt, wie du das kontinuierlich machen kannst, beginne, ein Tagebuch zu führen. Welche Möglichkeiten es da gibt, erfährst du hier in unserem Tagebuch−Kurs. => Sei offen für dich selbst. Versuche, dich immer wieder neu kennen zu lernen und möglichst vorurteilsfrei auf deine Gefühle zu achten. Tipp 16: Verkrieche dich in Diskussionen nicht, sag, was du zu sagen hast. Dazu brauchst du nicht zum Extro zu werden. Viele introvertierte Menschen werden bei Diskussionen sehr ruhig. Sie denken oftmals gründlicher über etwas nach als extrovertierte Menschen, bevor sie sich äußern. Manchmal auch zu lange. Deswegen prüfe, ob du dich mit deinem Verhalten in Diskussionen wohl fühlst. Hast du den Eindruck, du kannst sagen, was du zu sagen hast? Oder fühlt es sich für dich so an, dass du dich zu selten beteiligst? Dann lohnt es sich, dass du dir zwei Dinge bewusst machst. 1.Du brauchst deine Meinung nicht absolut wasserdicht abzusichern. Du darfst etwas sagen, auch wenn du es nicht bis zum letzten Komma durchdacht hast. 1.Nur, weil andere lauter, impulsiver und schneller sind, brauchst du dich nicht zu verstecken. Du kannst deine Meinung sagen. Vielleicht machst du beim Sprechen die ein oder andere Pause, weil du erst noch nachdenkst. Womöglich entwickelst du einen Gedanken etwas ausführlicher als andere. Und vielleicht ist die Diskussion schon bei einem anderen Punkt gelandet, wenn du weißt, was du zu sagen hast. Sag, was du zu sagen hast. In deinem Tempo zu deinem Zeitpunkt. Wie das genau geht, erfährst du in dem Buch „Leise Menschen − starke Wirkung" von Sylvia Löhken. => Sage in Diskussionen, was du zu sagen hast. Auf deine Art. Es braucht nicht perfekt zu sein. Tipp 17: Verliere dich nicht in Details Du möchtest in Meetings gehört werden? Andere sollen verstehen, was du in einer Diskussion zu sagen hast? Dann sei dir der Unterschiedlichkeit zwischen Introvertierten und Extrovertierten bewusst. Introvertierte Menschen kommen im Allgemeinen gut mit Komplexität zurecht. Sie haben häufig einen Sinn für die Feinheiten und Details bei einer Sache. Das ist eine ihrer Stärken. Extrovertierte Menschen kann dieser Sinn für Komplexität manchmal irritieren. Sie fokussieren sich eher auf das Allerwichtigste. Und verlieren dadurch manchmal leichter den Faden oder schalten ab, wenn du nicht direkt zum zentralen Punkt kommst. => Konzentriere dich im Umgang mit extrovertierten Menschen auf das Wesentliche. Komm zum Punkt. Tipp 18: Trau dich, tiefsinnig zu sein Du magst keinen Small-Talk, sondern lieber tiefsinnigere Gespräche? Experimentiere ein wenig und versuche bei Gelegenheiten, bei denen es generell eher um Small-Talk geht, tiefsinnigere Gespräche zu führen. Falle dazu nicht gleich mit der Tür ins Haus, aber trau dich, nach einer Eröffnung über das Wetter oder das Buffet etwas Tiefergehendes anzusprechen. Einige Hinweise dazu findest du in dem Beitrag „Wenn Schubladendenken klemmt" => Dir ist es wichtig, tiefsinnige Gespräche zu führen? Dann trau dich, den Anfang zu machen. Auch in Situationen, wo man es vielleicht nicht unbedingt von dir erwartet. Tipp 19: Verschaffe dir Gehör − nutze deine Stimme Introvertierte Menschen neigen dazu, leise zu sprechen. Nicht alle, aber für eine ganze Reihe ist es (manchmal) ein Problem. Das kann auch vom Umfeld abhängen. Mit dem Partner sprichst du laut und gut verständlich. Aber im Kollegenkreis wunderst du dich vielleicht, wieso du manchmal nicht wahrgenommen wirst. Experimentiere mit deiner Stimme. Probiere aus, lauter zu sprechen. Oder frage dir vertraute Menschen: Wie nimmst du meine Stimme wahr? Wie würdest du es empfinden, wenn ich lauter sprechen würde? => Werde dir deiner Stimme bewusst und setze sie bewusst so ein, dass du gehört wirst. Und nun? Hast du den ein oder anderen Tipp entdeckt, der für dich passt? Gab es Punkte, bei denen du gedacht hast interessanter Gedanke. Das könnte ich mal ausprobieren. Such dir ein, zwei oder auch drei Tipps raus und versuche sie in nächster Zeit anzuwenden. Vielleicht musst du dich dazu ein bisschen mit dir auseinander setzen. Aber, wenn du ein Introvertierter bist, wird dir das sicher nicht all zu schwer fallen. Und falls du als Extrovertierter diesen Text gelesen hast, verstehst du jetzt vielleicht ein bisschen besser, wieso dir deine introvertierte Freundin oder dein Partner etwas merkwürdig vorkommen. Ihr seid einfach nur verschieden. Und mit ein wenig gegenseitigem Verständnis, können beide Seiten, die Intros und die Extros sich gegenseitig durch ihre Eigenarten bereichern. Literatur: Cain, Susann: Still. Die Bedeutung von Introvertierten in einer lauten Welt. München: Riemann-Verlag, 2011 Löhken, Sylvia: Leise Menschen − starke Wirkung. Wie Sie Präsenz zeigen und Gehör finden. Offenbach: Gabel-Verlag, 2012 . |